Kranke Träume

Ich möchte zart besaitete LeserInnen warnen, die Träume von denen ich in diesem Eintrag erzähle, sind wirklich extrem widerlich und gehen teils hart unter die Gürtellinie dessen was man sich vorstellen möchte!

Habe gestern das erste Mal Ketamin gezogen. Nebenher gekifft, so verstört auf ne Technoparty und morgens irgendwann noch ne Pille gefressen, die mich nur noch zermatscht hat. Heute Mittag dann nach Hause gefahren, gegessen, ne Tüte geraucht und pennen gegangen.

Und richtig abgedrehte Träume gehabt. Ich konnte irgendwie immer nur 3 Stunden am Stück pennen. In den ersten 3 Stunden habe ich fast permanent widerliche Bilder gesehen. Tierkadaver und Wasserleichen die in Zeitraffer verwesen. Ein gekochtes Huhn, dem ich die Beine rausdrehe, untermalt von passenden Knirsch-, Knack- und Flatschgeräuschen. Fleisch, Knochen, Fliegen, aufgedunsene Gesichter. Kranke Scheiße.
Der Traum in der zweiten Etappe hatte mehr Struktur, ich war Polizistin, die einen Mann jagte, der Babys vergewaltigte und ihre Leichen auf der Rücksitzbank meines Autos hinterließ. Ich war in dem Auto eingesperrt und wusste, da liegt diese Babyleiche, wollte mich dem Anblick aber nicht aussetzen. Schließlich habe ich dann doch hingesehen und dieses Bild wird mich wohl noch ne Weile begleiten.
Ich hatte meine Pistole verloren und der Mann jagte mich durch die Stadt, ich versuchte ihn abzuhängen aber er schnappte mich und ich wusste, er würde mich umlegen. Aber nicht sofort, wie er mir verriet. Er würde mich zu Tode foltern und ich verbrachte unendlich viel Zeit dieses Traums ausschließlich mit der Todesangst vor dem Gefoltertwerden.

Tja was soll mir das sagen…?
Vieles spreche ich dem Drogencocktail zu, aber womöglich weiß mein Hirn auch einfach nicht mehr, wo hin mit dem ganzen Elend? Eine krasse Begebenheit wisst ihr als meine Leser noch gar nicht. Das wird im nächsten Eintrag alles erzählt, denn ich bin seit 3 Tagen daran am schreiben und immer wieder kommen neue Erinnerungen hinzu. Nur so viel sei verraten: mit der Aktion hab ich wohl den Höhepunkt meiner Drogenkarriere erreicht. Hoffentlich! Ich muss jetzt langsam mal die Arschbacken zusammenkneifen und die Scheiße lassen. In 2 Wochen fange ich eventuell einen neuen Job an und wenn ich viel Glück habe, ab August meine Ausbilung. Das will ich mir einfach nicht versauen! Und das werd ich auch nicht! Mittelfinger hoch und scheiß auf die ganze chemische Kacke, die einen einfach nur kirre und psychotisch macht!

Jetzt reichts!

 

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Traumtagebuch

 

7 Kommentare zu „Kranke Träume

  1. Starker Text, heftiges Erlebnis. Bin gespannt, was da noch kommt. Würde das hier aber so für sich gerne demnächst bei mit Rebloggen. Im Laufe des Tages schreib ich Dir auf jeden Fall noch ne Antwort/Interpretation darauf.

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      1. Schön, daß Du wieder zurück bist aus dem Limbus, der Vorhölle, oder wie ich glaube, von den Ufern des Styx. Hier also meine ernstgemeinte, aber sehr zwischenweltliche Antwort, sorry es wird länger- Musste mir nach dem Lesen zur Beruhigung erst mal die ersten 5 Lieder von Bob Marley: Exodus reinziehen, wo er erzählt von mystischen Naturgewalten, der Hölle, in der die Unterdrücker Brot des Kummers verteilen an die Untoten gefallenen Krieger, denen dann doch der Exodus ins gelobte Land gelingt.
        Ja, ich stimme Dir zu, mit den Drogen solltest Du erst mal bißchen vorsichtig sein. Aber warum? Was sind die starken Halluzinogene? Eigentlich nur ein Fahrzeug mit einem verrückten Steuermann. Die Droge kann sein: ein verantwortungsloser, verwöhnter reicher Bengel, der einen Hubschrauber besitzt und Dich einlädt, mal mitzufliegen. Du aber bestimmst das Ziel. Die innere Reise ist wie ein Ausflug auf einen Berg, und wir alle wollen ihn hinauf, die klare Luft genießen, die Aussicht, die Erhabenheit, um dann eine rauschende wilde Abfahrt zu unternehmen, zurück in unseren Alltag. Es gibt viele Wege hinauf.
        Du kannst den ganzen Weg selbst klettern, Schritt für Schritt durch Lernen, Askese und Meditation. Das dauert ewig, aber es hält Dich fit und Du lernst den Berg genau kennen, wirst Dich nie verlaufen oder versteigen.
        Du kannst echten oder scheinbaren Meistern folgen, dich in die Schlange der Tagestouristen einreihen, eine Karte lösen, dann schnell mit der Seilbahn auf den Gipfel fahren, dort einen Kaffee trinken, vielleicht ein wenig Wintersport betreiben und abends den selben Weg brav zurück in Dein Hotel.
        Und die Droge ist eben der schnelle Hubschrauber, bequem, aber laut, teuer und mit einem verrückten Piloten. Und Du darin, frisch von der Party in T-Shirt und Flip-Flops.
        Wenn Du nicht weißt, wo Du hinwillst, deutest Du aufs Geratewohl auf eine Stelle in einer Steilwand und wirst prompt genau da rausgeworfen. Das ist auf vielerlei Arten gefährlich. Du kannst Dir schon beim Ausstieg den Fuß brechen, kannst erfrieren oder übel abstürzen. Die meisten Horrortrips bestehen aber darin, sich in Todesangst krampfhaft ein einen Felsen zu klammern und um sein Leben zu flennen, so viele Stunden bis der verrückte Pilot wieder zurückkommt. Er kommt meistens wieder, denn er will ja noch mit nach Hause nehmen, was er auf der Party abschleppte. Aber das kann dauern und manche weigern sich dann auch wieder einzusteigen und bleiben für den Rest ihres Lebens in der Wand an ihren Felsen geklammert.
        Ich glaube schon, daß sicherer Umgang mit den Drogen möglich ist. Aber dazu musst Du den Berg kennen, wissen wo Du hin willst, wissen ob Dein Geld für das Benzin reicht und vor allem eine genügend selbstsichere Person sein, daß Du mit dem verrückten, zudringlichen und angeberischen Piloten fertig wirst.
        Deine Visionen von Tod und Verwesung kenne ich wohl. Das ist die Übergangszone ins andere Land, wo das Fleisch verfault und die Knochen einen Tunnel bilden. Du warst an den sumpfigen Ufern des Styx und der perverse Mörder war Charon, der Fährmann, der uns alle hinüberbringt, wo wir uns auflösen, damit neues Leben entsteht. Er ist griesgrämig, ekelhaft und übellaunig. Wie ein Nachtbus-Fahrer, der seinen Job hasst und uns Passagiere Verachtet. Aber er ist ein guter und erledigt seine Arbeit gewissenhaft. Denn er lässt keinen Zurück. Die wohlanständigen Bürger glauben, er nimmt nur die mit Geld. Deshalb legten sie früher ihren Toten Münzen auf die Augen. Die meisten von uns kriegen die wohl schon bei der Geburt damit wir blind durchs Leben laufen, hauptsache genug Geld für eine standesgemäße Überfahrt ins Totenreich. Aber Charon bringt alle hinüber, ist angewidert von denen, die sich die besten Plätze erkaufen in seiner Barke und die Zurückgebliebenen verlachen. Denn wo er Zeit findet sammelt er die weggeworfenen. Es sind wohl auch echte Tote darunter, darunter, davon gibt es genug auf der Welt, egal ob an Mittelmeerstränden oder hinter nordischen Wohnungstüren. Aber ich glaube in Deiner persönlichen Hölle werden es wohl Deine verlorenen Träume gewesen sein. Und Charon sammelt sie vom sumpfigen Ufer und reinigt und salbt sie mit unseren Tränen, damit sie nicht verwesen und ihre Schönheit behalten. Aber wenn kein Lebender um sie weint, dann bringt er seine zahlenden Passagiere zum Weinen. In dem er die verwesenden Babyleichen zeigt. Und mit seinen fürchterlichen Geschichten von den grausamen Schmerzen, von der lächerlichen egoistischen Angst um das eigene Leben. Denn das Leben ist letztlich nur Angst und Schmerz, da sind sich die Religionen einig. Die Hindus sagen, es gibt kein Entrinnen, wir Christen wiegen uns in der faden Hoffnung, ein Erlöser hätte sie für uns gelitten. Aber das Leben straft diese Hoffnung meist Lügen.
        Ich möchte hier nicht für Religionen werben oder sie verunglimpfen. Aber ich glaube fest, religiöse Schriften dienen eigentlich nur zur Orientierung in Trancezuständen und anderen geistigen Extremsituationen. Das ist auch der Grund, warum sie in der Alltagsrealität meistens nur schlecht funktionieren. Und wenn Du wieder auf Reisen gehst, steck vorsichtshalber ein paar Münzen für den Fährmann in die Tasche. Wenn man bereitwillig die Überfahrt zahlt, nervt er meistens nicht mit seinen Horrorgeschichten und Du kommst zügig dahin, wo Du eigentlich hinwillst.

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        1. Das musste ich jetzt erst mal sacken lassen. Hab mich richtig darin festgelesen. Im Kern eine sehr spirituelle These, auch wenn die Bilder in denen du sprichst nicht unbedingt meine Bilder sind. Ich verstehe dennoch was du meinst. In meinem Kopf sind die Ufer des Styx, nach deiner Interpretation die Grenze die es zu überschreiten gilt wenn man das innere Ego aufgibt und die Ewigkeit sieht. Das selbe passiert dann wohl wenn man stirbt. Aber ich wollte den schnellen Weg zur Erleuchtung und habe mich eben auf den Flug mit dem irren Piloten eingelassen und das nötige Kleingeld vergessen.

          Nur eins ist mir dazu nicht ganz klar: was meinst du damit, ich solle Münzen für den Fährmann einpacken? Ich meine…wenn meine Träume nur Ausdruck dieser Reise in die Vorhölle waren, was symbolisiert dann das Kleingeld?

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          1. Weiß ich auch nicht. Der ganze Text war als Bild in meinem Kopf fertig, noch bevor ich Deinen Traumbericht zuendegelesen hatte. Den letzten Satz hab ich mir erst Abends nach dem Tippen ausgedacht. Wahrscheinlich das bewußte Abwerten und Aufgeben des Egoismus. Mir hat da irgenwann ein Satz aus der Bagavad Gita geholfen: Der Körper ist ein Kleid, wenn es verschlissen ist, wird es weggeworfen und gegen ein neues getauscht. Aber ich komm halt auch mehr aus der Kräuter- und Eso-Ecke. Vor allem wegen der Pilze. Da muss man sich von Anfang an mit äußerst labiler Emotionalität auseinandersetzen. Chemie dauerte mir immer zu lange. Und ich fand es langweilig, daß man so stabil fröhlich gehalten wird. Aber letztlich glaube ich, alle Drogen sind bloß verschiedene Stücke vom selben Kuchen. Und nein, ich dachte nicht, daß Dir konkret das Kleingeld fehlte, sondern eher die Orientierung, wo Du bei Deinem Flug hinwolltest. Weil das eben sonst das E für Dich macht, die Arbeiten eigentlich wie ein Reisebüro: Einmal Bergrestaurant, 3 Stunden Skifahren, 3 Stunden chillen auffe Terasse und morgens um 5 bitte wieder nach Hause.
            Interessant fand ich, weil ich das vom Pilz auch kenne: Das abgefahren-furchteinflößende erlebt man meistens auf dem Rückweg, beim Runterkommen. So hab ich Deine Träume jedenfalls gedeutet. Aber noch mal: Paß auf, grad jetzt. In neuen Lebenshasen und ganz besonders in Beziehungskrisen ist der Geist bekanntermaßen sehr Anfällig für, nennen wir es, Unfälle…

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  2. mich wundert, das du so viele unterschiedliche Drogen in kurzer Zeit konsumiert hast.
    Wir haben früher „nur“ mal n Joint geraucht, o d e r getrunken. Beides zusammen war immer tödlich…. meine Frage: wie übelebt man auf Dauer solche Coctails?

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    1. Gute Frage. Der Körper hält viel aus. Ich glaube, das ist auch vor allem eine Gewohnheitssache. Ich habe mich damals von mir selbst unbemerkt an immer härtere und immer mehr Drogen gewöhnt. Wenn die Toleranz hoch genug ist, kann man so einiges wegstecken.
      Nicht, dass mir das bewusst oder wichtig gewesen wäre. Ich war nie eine von denen, die sich damit brüstet, besonders viele Drogen zu vertragen..

      Heute ist das wieder anders. Zwar kiffe ich rechz viel, aber harte Drogen beschränken sich auf ein paarmal im Jahr und die Mengen, die ich damals konsumiert habe, kommen mir heute umso destruktiver und unwirklicher vor..

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