Von Wiesen und Blitzen

Wenn ich von der Schule nach Hause ging, führte mein Weg mich – vorausgesetzt, ich ging alleine – übers Feld. Beziehungsweise Wiese. Von dort aus war ich etwa auf Höhe der Häuserdächer und hatte das gefühl, ins Dorf hineinzublicken. Auf der anderen Seite war nur 10 Meter entfernter Horizont, die Wiese war abschüssig.

Wenn ich also da ganz alleine in der dörflichen Ruhe gen Mittagessen schlenderte, dachte ich über vieles nach. Meistens ging es um Gott. Existenz. Leben nach dem Tod. Seele. Bewusstsein.

Ich wusste nicht, woran ich glaubte. Oder was man glauben konnte. Die Vorstellung eines bärtigen Mannes im Himmel schien mir sehr absurd. Ausschließen konnte ichs aber nicht, darum betete ich manchmal auch zu ihm.

Ich sprach meine Gebete dabei leise aus und manchmal blieb ich auch stehen, um dem imaginären Licht -so stellte ich mir ein Gebet vor, ein Lichtpunkt, wie ein himmlischer Brief, der nach oben schwebt- nachzusehen, bis es sich auflöste.

O

Einmal stürmte und gewitterte es, als ich über die Wiese lief. Der Wind klatschte mir angriffslustig ins Gesicht und der Donner knallte, rollte lange aus.

Ein Donnerschlag hörte sich an wie der Blitz persönlich, und das war er wohl auch, denn ich spürte einen Schlag am obersten Punkt meines Scheitels, der durch meinen ganzen Körper ging und mein Herz auf 180 prügelte.

Vollkommen entsetzt rannte ich wie von der Tarantel gestochen nach Hause, meine Beine zitterten und ich war vollkommen aus dem Häuschen, als ich meine beste Freundin anrief um ihr zu berichten, was passiert war.

Wahrscheinlich wurde ich nicht vom Blitz persönlich getroffen, vielleicht nur von einem Nebenast, vielleicht war es nur Restspannung in der Luft, ich weiß es nicht.

Ich wünschte, jemand hätte es gesehen. Vielleicht sah es ja total spektakulär aus und ich hätte jetzt was zu erzählen. Naja, erzählen kann ichs auch so. Ist halt nur nicht so ne Sensation, wenns keiner gesehen hat.

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