Und Ende…

Punkt. Jetz is wohl schluss. Immer ein trauriger Moment irgendwie, man wünscht sich zurück zur allerersten Pille des Vorabends, zurück zu den großen Bassboxen, zwischen die kunterbunten Menschen, zurück in die andere Welt, in der alles vollkommen großartig ist. Naja, es gibt Schlimmeres. Ich meine, darf man sich beklagen, wenn man sich den Luxus leisten kann, auf eine Versammlung zu gehen und alleine für die Anwesenheitsberechtigung 15€ zu zahlen, um gemeinsam Musik und nebenbei auch den übermäßigen Konsum gewisser Rauschmittel zu zelebrieren? Jetzt mal rein evolutionsbiologisch gesehen, ist diese Abfolge von Handlungen alles Andere als lebensnotwendig.

So, Schluss mit Philosophie, geht auch gar nicht mehr. Kommen wir zu den harten Fakten: den Pillen. Davon habe ich mir seit Freitagabend so 5 Stück gegeben. Was schon sehr viel ist für mich. Das hätte ich mir vor ein, zwei Jahren nie im Leben zugetraut, hätte es für meinen sicheren Tod oder zumindest Einweisung gehalten. Aber je regelmäßiger man konsumiert, umso höher wird die Toleranz. Heute brauche ich eine Ganze, wo ich am Anfang ein Viertel gebraucht hab, um den selben Effekt zu erzielen. Aber wenn man ihn erzielt hat, dann ist es einfach göttlich. Deine optische Wahrnehmung verändert sich, das Bild zittert. Du spürst, erst ganz leise, dann immer aufdringlicher dieses Gefühl in der Brust anfluten, ein Gefühl von vollkommen unbegründeter Glückseligkeit. Alles wird dumpf, du hörst wie durch Ohrenwärmer, reagierst langsam. Und irgendwann kommt der Moment, da bist du dir plötzlich alldem bewusst, spürst wie lahm du bist, wie du immer doofer wirst, das Teil haut rein. Dann dauert es nicht mehr lange bis der Matsch in deinem Hirn absolut klarer, unmissverständlicher Freude und unaufhaltsamen Tatendrang Platz macht. Du fängst an, wirklich darauf zu scheißen, was die anderen denken. Du kannst nicht anders, springst auf, stürzt dich in die Musik, tanzt und tanzt und tanzt… bewegst dich nicht mehr eigenständig, lässt deinen Körper machen was sich gut anfühlt, während du im weichen, harten, perfekten Bass versinkst, Eins wirst mit ihm… driftest zwischendurch etwas ab, führst sinnlose Gespräche, umarmst wildfremde Leute… Immer wieder wabern wohlige Schauer über den Rücken, den Nacken hinauf bis über die ganze Kopfhaut, Gänsehaut, mehr davon!
…bis so nach zwei, drei Stunden das nächste Ding geworfen wird. Alles steigert sich, dein Hirn arbeitet auf Hochtouren um auch die letzten Restchen Serotonin, Noradrenalin und Dopamin in deinen unterversorgten Körper zu pumpen, deine Muskeln und gelenke sind nicht minder beansprucht und gehorchen dem Rhytmus – tja und irgendwann ist halt Schluss. Kein Serotonin mehr da. Du kommst nach der Party nach Hause, vollkommen geplättet, egal, noch ne Nase, noch n halbes Teil und ca. 568 neue Projekte anfangen, die nie zuende gebracht werden. Ziel ist mittlerweile nicht mehr die Freude, die Extase, nein, Ziel ist zu diesem Zeitpunkt nur noch, nicht runterzukommen und sich noch möglichst irgendwie noch mehr zu verklatschen.

So ungefähr das ist der Status jetzt. M. ist schon im Bett, ich sitze auf der Couch, der Fernseher läuft, ich schreibe meinen Blogeintrag und habe da noch den Rest vom letzten Teil liegen, von dem ich weiß, dass er mich nicht mehr euphorisieren wird, aber er wird mich nochmal ein bisschen matschiger werden lassen.

Die Tastatur fängt an sich zu bewegen. Zumindest haben wir eben was gegessen und natürlich viel getrunken, ansonsten gehts einem richtig scheiße. Mir gehts grad ganz gut aber meine Fähigkeit, flüssig zu tippen, schwindet. Fehlerlesen werd ich jetzt auch nicht mehr. Meine Henkersmahlzeit wartet in Form eines trügerischen Stückchens, der letzte Rest der von der Extase der letzten Nacht übrig geblieben ist.

Schlaf gut. Ich werd’s ganz sicher!

6 Kommentare zu „Und Ende…

  1. Danke fürs Teilen.
    Es berührt mich, zu lesen, wie das für dich ist und macht mich traurig und betroffen, das mit dem Ausreizen des Maßes. Wie sich die Absichten im Lauf der Zeit wandeln. Wie das, was an der Sache schön sein kann, verloren geht. (Meiner Auffassung nach, das ist kein moralisches Zeigefingerheben oder so.)
    Großen Respekt davor, das du das vor dir und auch vor „dem Internet“ hier auf Papier (haha, oder halt auf den Bildschirm) bringst.
    Danke für die schöne Beschreibung der Selbstvergessenheit beim Tanzen.

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    1. Ich danke dir für den Kommentar und dafür dass du nicht verurteilst was ich schreibe!
      Ja, man beginnt immer mit der Absicht, einfach Spaß zu haben und zu eskalieren aber je nach dem wie man drauf ist, wie viel Frust sich angestaut hat etc., kann das schnell in reinen Konsumwahn umschlagen.

      Ich bin jedenfalls froh dass ich solche Ausbrüche ganz gut verkrafte. Haben nun 9 Stunden geschlafen wie die Steine, gerade gut gefrühstückt und gleich geh ich erst mal ne Runde in die Sonne. Das wars vorerst mit Feierei (…sagte sie, so wie jeden zweiten Sonntag 😀 )

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